Die letzten 3 Tage nochmal ausspannen. Bangkok ist so wie immer: Essen, Trinken, Bus fahren. Die Hitze genießen. Nach Malaysia wirkt Thailand deutlich touristischer. Willkommen zurück im prallen Leben.
Der Kreis schließt sich. Ich bin im Januar zur Weltreise in Bangkok gestartet und hier endet die Reise dann nach knapp einem Jahr. Geplant war länger zu reisen, aber mit zum Plan gehörte auch den Plan bei der passenden Gelegenheit über Bord zu werfen. Die gute Planwirtschaft, die ja nie wirklich funktionierte. Oder wie es heisst: Leben ist das, was zwischen den Plänen passiert.
Ich stehe im Leben gerade an keinem Punkt, wo „einfach nur Reisen“ wichtig wäre. Sich eine zeitlang ausklinken ist gut und war für mich 2015 wichtig. Und es ist wie ein Vorgeschmack auf die Rente. Oder die Rentenzeit auf die komplette Erwerbsbiographie zu verteilen, eben als Rentnerdasein im hier und jetzt. Ich habe aber ebenso auf der Reise erkannt, dass ich sinnvoll tätig sein möchte. Und das bedeutet etwas tun, das für andere nützlich ist. Ich habe in meinem Leben schon sehr viel gemacht und kann in etwa einschätzen, was mich zufrieden macht und was nicht. Derzeit bin ich hungrig nach Programmierung. Ich möchte mich gerade nicht komplett neu erfinden, sondern hatte die Idee nur bestimmte Parameter zu ändern. Konkret heisst das: ich werde nach Karlsruhe ziehen und dort als Software-Entwickler arbeiten.
Mit dem Reisen ist es wie mit dem Erlernen eines Instruments. Es dauert ein Weile, bis man es gut kann. Ich übe jedenfalls noch. Als müsste man erstmal ein paar Dinge ausprobieren und Basics beherrschen, um später eigene Kompositionen schreiben zu können. Es geht ebenfalls darum mit mir selbst in Kontakt zu kommen. Herausfinden wo es mich gerade hin zieht und was ich gerade brauche. Ruhe? Oder eher Herausforderung? Das kommt auf das Vorher und Nachher an. Und mein Nachher ist wieder voll arbeiten und daher ist das komplette Herunterfahren der Aktivitäten auch ganz gut. Und auch die Frage: will ich jetzt wirklich draußen ein thailändisches Wat ansehen oder dränge ich mich jetzt gerade zu hektischer Betriebsamkeit?
Das letzte Jahr Reisen knüpft auch an meinen vorherigen Reisen an. In Gedanken fügt sich alles mit den Urlauben in den Jahren zuvor zu einem Gesamtbild. Wie ein Projekt, das ich eine zeitlang ruhen lasse und dann wieder aufnehme. Ich mache mit einer längeren Reise in 2-5 Jahren weiter. Wie alles technisch geht (Reisekrankenversicherung, Wohnsitz abmelden, Dinge einlagern) weiß ich jetzt. Beim nächsten Mal brauche ich dafür viel weniger Vorbereitungszeit.
Aber jetzt freue ich mich auf einen festen Ort für einen längeren Zeitraum. Wo es auch mal Wochenenden gibt, an denen schlicht und ergreifend gar nichts passiert. Und das hatte ich auf der Reise selten, erstaunlicherweise auch im Zen-Kloster nicht.
Darauf freue ich mich schon: Endlich mal wieder Langeweile! Und Zeit für die ganz ruhigen Dinge im Leben. Wie Lesen, durch den Stadtpark spazieren und gepflegtes Nichts tun.