Jetzt wird es ernst – meine Zeit im Zen Kloster Tassajara beginnt jetzt. Wie vereinbart holt mich der Lastwagen mit Einkäufen in Monterey ab. Wir halten auf dem Weg noch bei Biobauernhäufen, Kaffeeröstereien und Supermärkten und erledigen Besorgungen. Mit dem Fahrer Chris verstehe ich mich sofort und wir haben gemeinsame Bekannte, die schon in Tassajara waren. Die Häuser werden weniger und irgendwann sind wir in Jamesburg, dem Startpunkt der letzten Etappe. Die meisten Autos parken hier, denn diese 14 Meilen erfolgen über eine Dirt Road. Die Straße schiebt sich langsam konstant den Berg hinauf um dann die kompletten Höhenmeter wieder hinunter in ein Tal zu führen. Hier gibt es nur noch Berge und Wildnis. Dafür keine Nachbarn und keinen Handyempfang. Elektrizität ist nur begrenzt verfügbar, da diese selbst erzeugt wird über die hauseigene Solaranlage und Generatoren. Willkommen in der Selbstversorgung.

Bei Ankunft ist alles perfekt durchorganisiert. Ich bekomme eine Führung über das Gelände. Das Kloster besteht aus vielen kleinen Gebäuden, die sich im engem Talgrund an einem Bachlauf entlangschlängeln. Das Areal ist größer als ich es erwartet habe, denn im Sommer kommen hier 150 Personen unter. Das Kloster ist im Sommer ein Hotel für Gäste, die hier für Retreats und eine Zeit ohne Mobiltelefone herkommen. Und der Ort hat eine Tradition bis ins 19. Jhdt für seine schwefelhaltigen, heißen Thermalquellen. Diese werden hier in einem mondänen Badehaus genutzt.

Im Zentrum befinden sich die Hauptgebäude: das Zendo, das ist die große und im japanischen Stil gebaute Meditationshalle mit Rundgang, thront über den anderen Gebäuden. Der aus Stein gebaute Speisesaal für die Gäste hat einen Vorplatz mit Kies, das ist das soziale Zentrum, denn hier befindet sich Tee- und Kaffeemaschine. Daneben gibt es verschiedene Wirtschaftsgebäude wie die Küche, das Stone Office und Speisesaal für die Zen Studenten. Die Gäste sind in verschiedenen Gebäudetypen untergebracht, die Zen Studenten in einfacheren Hütten. Ich bin mit 10 Leuten in abgetrennten Kabinen im Obergeschoss eines größeren Gebäudes untergebracht. Das funktioniert auch ohne Probleme, da wir alle den gleichen Tagesablauf haben. Aufstehen um 5.20 Uhr, Zazen und Zeremonie, dann mit Pausen arbeiten und abends um 20.50 Uhr nochmal Zazen, anschließend direkt ins Bett. Ich wußte im Vorfeld genau was mich erwartet und das hat wenig mit idyllischem Nichtstun zu tun: work hard, study hard. Wir arbeiten in einem Schichtsystem und es gibt verschiedene Arbeitsbereiche: Werkstatt, Garten, Küche etc. Ich selbst lande im Speisesaal und das ist neben der Küche einer der intensivsten Bereiche. Dafür haben wir hier auch jeden vierten Tag frei. Und dann aalt man sich im Pool oder im Badehaus oder unternimmt eine Wanderung durch die Bergwelt.

Und die Landschaft hier ist atemberaubend: schroffe Berghänge, die mit wilden Eichen überwachsen sind. Feuer ist seit Urzeiten ein Teil dieser Landschaft und wurde hier von den Native Americans zur Kultivierung der Landschaft genutzt. Man findet in den Bergen Brandspuren: verkohlte Baumstümpfe, stumme Zeugen der Flammen. Die Natur regeneriert sich so, verdorrte Gräser und Äste werden verbrannt. Allerdings macht das Feuer keinen Unterschied zwischen Vegetation und Häusern und beim letzten Brand 2008 wurde evakuiert und die letzten 5 Mönche löschten das Feuer, das aus 2 Richtungen ins Tal vorgedrungen war. Daraus hat man in Tassajara gelernt und es gibt inzwischen neben autark betriebenen Sprinkleranlagen jede Woche Brandschutzübungen für die Crew.

Ich finde den Ort faszinierend – ein Stück Zivilisation mitten in der Wildnis. Und ich freue mich bei Ankunft auf meine 4 Monate vor Ort.

Weitere Informationen zu Tassajara gibt es direkt auf der Website des San Francisco Zen Center: http://sfzc.org/tassajara

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