Hilfe – ich bin ein Food Snob! Zumindest komme ich mir so vor, denn das Essen in Laos schmeckt irgendwie nicht so richtig nach Thailand.
Das Essen in Laos nach Thailand ist eine herbe Enttäuschung. In Pakse geht es noch halbwegs, aber auch da bekomme ich schon mal Reis mit Tiefkühlgemüse vorgesetzt. Und dafür eher teurer als in Thailand. Die Masse an Straßenständen wie in vielen Orten in Thailand gibt es hier nicht. In Si Phan Don wird es noch trister. Zwar wirken Restaurants nach außen hin unterschiedlich in ihren Preisklassen, das Essen scheint aber überall gleich zu sein. Ein Curry besteht hier aus einer schweren Soße, dazu gibt es eine Kartoffel, 2 kleine Scheiben Karotte und einer Kinderportion Reis. Für 30.000 Kip, also 3,30 Euro. Thailand war deutlich günstiger und die Auswahl sehr viel größer.
Der Esskulturschock ist groß, da ich direkt aus Bangkok komme. Bangkok kommt „Utopia“ von Thomas Morus doch recht nah. Dem Wunderland, in dem es alle irdischen Dinge in Hülle und Fülle gibt. Zwar fliegen einem in Bangkok die Tauben auch nicht in den Mund, aber Verfügbarkeit und Leckerhaftigkeit von Essen sind dort nah dran am Idealzustand.
In Thailand steht an jeder Straßenecke ein Obstverkäufer, der mundgerecht portioniertes Obst verkauft. Was von Touristen und Einheimischen gerne mitgenommen wird als Snack auf dem Weg. Praktisch verpackt in Plastikfolie, mit einem kleinen Holzspieß, oft mit einer Tüte Chili-Zucker dazu. Sehr lecker. Denn es ist unhandlich eine komplette Ananas zu kaufen, wenn man seine Machete gerade mal nicht dabei hat. Allenfalls bei Bananen funktioniert das ohne Werkzeug, die sind von Natur aus praktisch verpackt. Und die Hände möchte man sich auch waschen nach dem Zerschneiden von Obst. Diese Geschäftsidee gibt es nicht in Si Phan Don. Hier wird Obst wie im Supermarkt oder beim Obsthändler verkauft.
Laos ist ein armes Land (USD 1660 Durchschnittseinkommen im Jahr laut Statistik der Weltbank). Aber das macht es für Touristen nicht billig. Brücke überqueren in Don Det: 35.000 Kip. Wasserfall ansehen: 35.000 Kip. Essen: 15.000 – 40.000 Kip. Wasser: 6000 Kip. Faustformel zur Umrechnung: 10.000 Kip sind 1 Eur plus 10%.
Die Schulkinder in Si Phan Don fahren hier übergroße, alte Fahrräder und spielen mit Hund, Katze, Gans, Huhn und Hausschwein. Zumindest in Don Khon, wo ich bleibe. Ob der Ort ein Kinderparadies ist wie aus einem Kinderbuch? Ich würde es gerne glauben. Aber hier servieren auch achtjährige Kinder nachmittags das Essen an Touristen. Die Gasthäuser sind kleine Familienbetriebe und alle müssen mithelfen. Was auch für die Kinder gilt. Trotzdem wirken diese hier unbeschwert. Als würde eine Kindheit auch ohne viel Konsum funktionieren.
Die Hauptdestinationen der 4000 Inseln von Si Phan Don sind Don Det und Don Khon. Die Mehrzahl der Touristen fährt zu ersterer Insel. Bei der Anreise wartete ich lange, bis ein Boot nach Don Khon ablegte (wir saßen zu viert im Boot), während permanent vollbesetzte Boote nach Don Det losfuhren. Dafür gibt es in Don Det auch mehr Bungalows. Ich spiele mit dem Gedanken rüberzumachen, aber der lange Fußmarsch vertreibt diesen Gedanken schnell wieder. Ich bleibe in der Hängematte liegen.
Ohne Gepäck und für einen Abendspaziergang möchte ich dann doch noch nach Don Det. Aber ich breche das Unterfangen im Niemandsland ab. Ich bin komplett alleine unterwegs. Einzig der Vollmond begleitet mich und spendet Licht beim Weg durch die Natur. Kein Dorf in Sicht. Und es ist doch leicht gruselig alleine hier unterwegs zu sein. Da ich den ganzen Weg auch wieder zurückgehen muss, kehre ich um. Es ist 20.30 Uhr, was sich hier wie Mitternacht anfühlt. Um 22 Uhr ist nahezu überall Schluß, was wohl auch an der frühen Sperrstunde hier liegt. Der laotische Weg des Lebens ist das ziemliche Gegenteil von „work hard, play hard“. Hier geht man mit den Hühnern ins Bett und wird von Hahnengekrächze geweckt. Was sollte man auch tun? Lesen ist draußen und abends keine Option mehr. Das iPad ist ein Magnet für Insekten genauso wie alle Lampen. Möglichst weit weg von allen Glühbirnen und mit genügend Anti-Mücken-Spray eingenebelt, lässt es sich eine zeitlang aushalten.
Am nächsten Tag schaffe ich es doch nach Don Det Village, der Weg ist circa 50 Minuten lang bei gutem Tempo. Der Ort ist größer und ich freue mich über die indischen Restaurants hier. Kulinarisch endlich passabel und es gibt vegetarische Gerichten mit Gemüse, und das wohlschmeckend zubereitet. Mein Frühstück bestand dagegen aus Pad Thai, das sich einzig aus Nudeln, Ei und Essig zusammensetzte. Gemüse: Fehlanzeige. Insofern kommt mir Don Det ganz gelegen als Abwechslung. Ich hatte Schlimmstes befürchtet, aber ein Partyzentrum ist Don Det sicher nicht, da macht dann die laotische Sperrstunde einen Strich durch die Rechnung. In einer Bar in Don Det läuft entspannte Trip Hop Musik, die ich aus den 1990er Jahren noch kenne. Über welche Wege auch immer diese Musik hier her gekommen ist.
Ich freue mich darüber und lasse mich von Gedanken und einem kräftigen Schuss Nostalgie in der Hängematte davontragen.