Die Fahrt von Oakland nach Las Vegas zieht sich. Ein Stau zwingt uns auf eine Ausweichstrecke und wir brausen durch Meilen von Orangenbäumen. Die Farmer machen schon am Highway auf ihre politischen Forderungen im Zuge der Wasserknappheit aufmerksam. Mir kommt zum ersten Mal der Gedanke, ob lokal angebautes Obst und Gemüse wirklich der Weisheit letzter Schluß ist. Und mitten in einem ausgetrockneten Wüstenstaat Obst anzubauen. Aber dazu stecke ich zu wenig in der Diskussion um die Dürre. Ich fahre endlos weiter. Abends um halb zehn kommen wir an.
In Las Vegas abgekommen steuern wir direkt auf das Hotel am Strip zu, ein Polizeihubschrauber leuchtet uns den Weg. Das ist der äußere Rand des Las Vegas Boulevard mit Stripclubs und geschlossenen Ladengeschäften. Das Hostel erweist sich als Partyhostel, aber ein Glück ist der Dormroom nur mässig belegt unter der Woche. Wir ziehen weiter in Richtung Stratosphere und finden die Bar Dino’s. Altersschwaches Interieur, die Bedienung wie auf Koks und Pabst Blue Ribbon für $1.50. Dazu läuft Musik von 60s Rock’n Roll bis Surfpunk. Der Laden erweist sich auch nicht anders, als die letzte originale Eckkneipe in Neukölln. Ich gehe früh ins Bett und stelle am nächsten Morgen fest, dass ich Las Vegas auch dieses Mal nicht mag. Diese Leute und ihre Erwartungshaltung hier. In mir tut sich in Vegas nur ein riesiger schwarzer Abgrund auf, in dem sich Nichts befindet, und der mich langsam aufzehrt, würde ich länger an diesem Ort verweilen. Ich verlasse lieber das Schattenreich.
Am nächsten Morgen nochmal zu Trader Joe’s, der hier mein Lieblingsdiscounter geworden ist. Wraps, eine große Auswahl an Salaten und viel Obst. This is great. Wir sind nach einem Besuch bei Starbucks startklar für die Fahrt nach Utah. Davor erzählte noch Sie am Tresen, blondes Haar, von ihrer Zeit in Big Sur, CA. Und Er, Ende 50 und frisch gefeuerter Barkeeper, schaltete sich ein und erzählte seine Lebensgeschichte. Weiter geht es in den Staat der Mormonen, wo wir in St. George eine ereignislose Nacht im passablen Dixie Motel verbringen. Am nächsten Morgen fahren wir in den Zion National Park. $80 kostet der einjährige Pass für alle National Parks pro Fahrzeug. Das Auto bleibt in Spingdale, wir nehmen die Shuttlebusse in den Park.
Innen bewundern wir die orangenen Felsen des Navajo Sandstone. Steil abfallende, hohe Klippen, in einem langgestreckten Canyon. Es gibt Wanderwege in allen längen und Schwierigkeitsstufen. Der Upper Emerald Pool ist ein verstecktes Kleinod, die Felswand ist unten halbkreisförmig ausgehölt mit einem kleinen Tümpel und verläuft dann ein paar hundert Meter nach oben. Am Ende des Parks gibt es dann die Narrows, wo wasserdichte Schuhe (können hier geliehen werden) notwendig sind. Das hätte mich interessiert und beim nächsten Mal werde ich diese Wanderung angehen.
Wir sind von der Sonne durchgebraten und lassen uns im Shuttle zum Auto zurück kutschieren.
Da alle Campingplätze belegt sind, fahren wir durch den Park weiter zur Ostseite zur Ponderosa-Ranch, die uns telefonisch versicherte „we never turn anyone away“. Kein Onkel Ben Cartwright aus Bonanza begrüßt uns, sondern ein Unimog mit johlenden Touristen. Es ist eine Partyranch mit einem riesigem Angebot an Aktivitäten von Kletterwand bis ATV. Ich möchte eigentlich nur schlafen und bin froh, dass die Batterien der Nachbarcamper nach Sonnenuntergang erlahmen – keine mexikanische Akkordeonmusik mehr. Trotz Isomatte, die wir vor Zion noch bei Walmart erstanden haben, ist es hier nachts frostig. Das Areal liegt höher in den Bergen. Ich bin doppelt angezogen, aber beginne irgendwann zu frösteln. Da hilft am nächsten Morgen der heiße Kaffee mit ein paar Refills im Aufenthaltsraum. So gestärkt fahren wir weiter.
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