Kansas City also. Und in welchem Staat liegt die Stadt? Deine Antwort ist halb falsch! Denn ein Großteil der Stadt liegt in Missouri. Wer hätte das gedacht. Die Gegend um den Country Club Plaza erinnert mich an Italien, aber es soll wohl Sevilla architektonisch nachbilden. Aber mit venezianischen Gondeln im Kanal. Alle Ufer und Brücken sind stark aufgehübscht, das fiel mir schon bei der Herfahrt auf. Und ich kann von meinem Couchsurfing Host zu Fuß loslaufen, ohne Auto. This is great. Es gibt öffentliche Busse und gelegentlich sieht man ein Fixie-Rad. Trotzdem: die Stadt ist riesig und downtown ist ein paar Meilen weiter nördlich.

Ich bin hier zum zweiten Mal in den USA mit Couchsurfing unterwegs. Und habe im Unterschied zur Bay Area nur meinen Trip eingestellt und sofort 3 Angebote von Gastgebern bekommen, die mich beherbergen wollten. Das freut mich. Es zeigt auch, dass hier weniger Leute vorbeikommen, mitten im Herzen der USA.

Also bleibe ich dann zwischen dem Plaza und der Bücherei. Wobei die Gegend ganz schön nobel ist und Luxus-Shopping angesagt ist. Und als ich vor den Kühlergrills der riesigen SUV’s die Straße passiere, muss ich unweigerlich an das Computerspiel GTA V denken. Der Fußgänger als nervtötendes Verkehrshindernis. Zum Glück ist das hier Kansas City und nicht Los Santos. Und kein Trevor Nelson in Sicht.

Das Nelson-Atkins Kunstmuseum liegt in Laufweite. Ich sinniere noch in den ersten Räumen mit italienischer Renaissance über Eurozentrismus, im zweiten Stock weitet sich dann die Perspektive auf China-Japan-Native Americans und USA. Ich hätte nicht erwartet hier ein überraschend gut kuratiertes Museum zu finden. Es finden sich hier zeitgenössische Native American Kunst zwischen den Werken, eben nicht immer nur der rückwärtige Blick auf die Ureinwohner des Kontinents.

Als ich ins Museum gehe, ist es noch brütend warm. Beim Verlassen dann: Gewitter, Blitze, Regen. Das kenne ich ja kaum noch, in Kalifornien hat es in diesem Sommer nur einmal geregnet. Ich renne durch Bäche auf den Gehwegen zurück und bin komplett durchweicht, als ich im Haus meines Couchsurfing-Hosts ankomme. Die Tür klemmt auch noch; hoffentlich sieht mich niemand, wie ich an dem Türschloss herumzerre.

Am nächsten Morgen hat der Login-Screen im Starbucks Wifi eine kleine Umfrage „Couch Surfer or Couch Potato“. Ob 99% der Leute hier wissen, was Couchsurfing ist? Die Hälfte der Befagten will Kartoffel sein, nicht gerade sehr schmeichelhaft.

Ich mache mich früher als geplant weiter, kaufe noch kurz Vorräte bei Trader Joe’s und fahre dann Richtung Texas durch die geraden Weiten der „Great Plains“. Die Landschaft hier ist flach. Und das über Hunderte von Meilen.

Und dann nach einem Tag im Auto. Irgendwann abends. Auf einmal ist er da, der Gänsehautmoment. Genauso habe ich mir einen Roadtrip durch die USA immer vorgestellt als Kind. Und so sieht der Sonnenuntergang aus, irgendwo in der Prärie zwischen Kansas, Oklahoma und Texas:

kansas_sonnenuntergang

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