Auf einmal lag da ein Brief von meiner Bank im Briefkasten. Ungewöhnlich. Normal schreiben die doch nicht. Ich hielt das Schreiben erst für Werbung und dachte mir nichts dabei, als ich langsam den Umschlag öffnete.
Im Schreiben der Bank dann die Ankündigung: Es werden Kontoführungsgebühren ab dem 1.4.2017 fällig. Damit hatte ich nicht gerechnet. Nicht bei einer Online-Bank.
Alle reden von der günstigsten Kreditkarte für die Reise. Niemand redet vom Elefanten im Raum: den Kontoführungsgebühren zu Hause. Und die stehen bei immer mehr Instituten an, genauso wie Negativzinsen für Tagesgeldanlagen. Mit Flatex hat nun sogar der erste Online-Broker 0,4% Strafzinsen auf sein Verrechnungskonto eingeführt.
Und das sollte Grund sein um genau hinzusehen.
Ich selbst habe noch mehrere Konten. Die alle aus der Zeit stammen, wo es noch 3,25% Zinsen auf Tagesgeldeinlagen gab. Damals warben vielen Banken mit Girokonten, die viel Leistungen extra beinhalteten. Das ist alles lange her. Und heute sind die Zeiten andere. Und da wird das einst günstige Konto zur Altlast. Und ich einfach aus Bequemlichkeit bisher nicht gekündigt habe. Es gab ja auch keinen Grund.
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Wo kommen die Gebühren auf einmal her?
Und auch bei anderen Banken sieht es aktuell nicht rosig aus: Die DKB hat zwar keine Gebühren erhoben, aber gerade angekündigt die Tagesgeldzinsen stufenweise herabzusetzen und am 1.12.2017 bei 0% zu landen. Die Rückerstattung von Gebühren bei Auslandseinsätzen der VISA-Card wurde schon letztes Jahr gestrichen.
Warum ist das so? Banken im Euroraum verdienen derzeit kein Geld mit dem Verleihen von Geld. Der Leitzins der Europäischen Zentralbank liegt derzeit bei 0%. Das soll der Theorie nach Banken ermuntern günstige Kredite anzubieten.
Gut ist das für alle, die Kredite aufnehmen – etwa Unternehmen oder Bauherren. Schlecht für alle Sparer, die Geld auf dem Konto haben. Denn das Geld möchte die Bank eigentlich nicht haben. Denn überschüssiges Geld muss sie bei der Bundesbank oder EZB einlagern. Dort liegt der eigentlich Zinssatz noch tiefer. Die Bank zahlt nicht 0% Zins bei der EZB, sondern muss Geld zahlen, wenn sie dort Geld einlagert: den Einlagensatz von 0,4%.
Diese Kosten werden jetzt von den Banken an die Kontoinhaber weitergereicht in Formen von Negativzinsen auf Tagesgeld und Kontoführungsgebühren. Und diese Gebühren werden von immer mehr Instituten eingeführt.
Die Ankündigung von Kontoführungsgebühren
Und so war es dann auch bei meiner Online-Bank. Auf mein bisher kostenfreies Girokonto werden künftig Gebühren erhoben. Konten mit Gehaltseingang zahlen ab April künftig einen Euro pro Monat, bei Eingängen unter 400 Euro 3,50 Euro pro Monat. Ich habe keine Eingänge auf dem Konto. Daher sind das 42 Euro im Jahr. Oder jeden Monat einen Latte Macchiato bei Starbucks. Und bei der DKB, bei der ich auch noch ein Girokonto habe, zahle ich nach wie vor Null Euro Gebühren.
Mein Entschluss: Die Kündigung
Und das gibt mir genügend Motivation um, den Wechsel anzugehen. Denn eigentlich brauche ich das Konto nicht. Eine Kündigung geht schnell. Mein altes Institut hat direkt ein praktisches Kündigungsformular als PDF auf der Website. Dann müssen nur noch bestehende Daueraufträge und erteilte Vollmachten beachtet werden. Diese waren bisher wahrscheinlich der Hauptgrund für die meisten Leute, nicht zu kündigen. Die lästige Frage: wer bucht denn alles von meinem Konto ab? Das hat man oft vergessen, gerade bei unregelmässig anfallenden Zahlungen. Aber auch das ist heute kein Problem mehr mit dem Zahlungskontengesetz.
Alles wird einfacher: Das Zahlungskontengesetz
Die gute Nachricht ist, dass der Kontowechsel deutlich einfacher geworden ist. Seit September 2016 gilt das Zahlungskontengesetz. Das von Verbraucherzentralen begrüßt wird, von Bankinstituten dagegen nicht. Denn für den Kunden wird alles sehr viel einfacher:
- Das neue Institut muss alle ein- und ausgehenden Überweisungen und Lastschriften des alten Kontos übernehmen
- Das alte Institut muss dem Kunden und dem neuen Institut eine Liste bestehender Aufträge der letzten 13 Monate zukommen lassen
- Das alte Institut muss binnen 2 Tagen Kontakt zum bisherigen Institut aufnehmen
Also: ich muss mich eigentlich nicht mehr um die Aufträge kümmern. Einfach die Kündigung senden und dann kümmern sich die Banken um alle Lastschriften.
Ich selbst halte das aber ganz klassisch. Ich gehe nochmal alle Kontoauszüge der letzten Monate durch und prüfe, ob noch Lastschriften abgebucht werden. Ich kümmere mich selbst um alle erteilten Einzugsermächtigungen. So kann ich nochmal überprüfen, ob ich Abos habe, die ich nicht mehr benötige. Und Daueraufträge kann ich selbst einrichten – dazu brauche ich die Bank nicht.
Fazit
Beim Thema Finanzen gibt es keine Trennung zwischen Reise und zu Hause. Ob du beim Abheben am Automaten im Ausland Gebühren zahlst oder zu Hause für das Konto – das Geld ist weg. Und das lässt sich am besten vermeiden, indem du sehr genau auf Gebühren achtest. Noch gibt es gute und kostengünstige Alternativen bei Girokonten. Und ein Wechsel ist heute einfacher denn je.
Tipp: Lies dir sehr genau die Schreiben durch, in denen deine Bank eine „Anpassung der Gebührenordnung“ oder „Änderung des Preis- und Leistungsverzeichnis für Privatkunden“ ankündigt.
Nützliche Links
Du findest einen Artikel, der alles wesentliche zu den neuen Regeln beim Wechsel zusammenfasst, in der Online Ausgabe der FAZ: Der Kontowechsel wird einfacher