Eigentlich hätte ich wissen können, was mir als Abschluß einer Practice Period in einem buddhistischen Tempel blühen würde. Aber im Verkaufsprospekt wurde dieser Fakt einfach unterschlagen! Auf tägliches Meditieren folgte nämlich am Ende Meditieren unter verschärften Bedingungen. Zu Ehren von Buddhas Erleuchtung am 8. Dezember gab es als Bonus ein siebentägiges Rohatsu-Sesshin.
So ein Sesshin ist ziemlich strikt gehalten: keine Gespräche, kein Lesen, kein Schreiben und 12 Stunden am Tag im Zendo verbringen inklusive aller Mahlzeiten. Für letztere hat jeder ein spezielles Set aus 3 Oryoki Schalen, die in Tüchern eingewickelt sind. Und da die Sache aus Japan kommt ist ihr Gebrauch streng formalisiert und erfolgt nach genauen Regeln und innerhalb einer festen Zeremonie.
Und so fährt man im Sesshin nach einem Fahrplan, der vor allem aus dem Punkt „Zazen“, also Zen Meditation, besteht. Direkt nach dem Aufstehen um 4:30 Uhr zwei Runden Zazen. Service, Essen, mehr Zazen. Gefolgt von Zazen und danach noch einmal Zazen. Hatte ich erwähnt, dass nach dem Zazen Zazen folgt? Die Pausen sind knapp bemessen und man ist froh, wenn abends um 21 Uhr Schicht im Schacht ist und man aus dem Zendo ins Bett humpeln kann. Man findet ganz erstaunliche Dinge über den eigenen Körper heraus. Und lernt Körperteile kennen, von denen man vorher noch nicht einmal wußte, dass sie schmerzen können. Und wer um 21 Uhr noch nicht genug hat für den gibt es gute Nachrichten: man darf die ganzen Nacht lang im Zendo informell Zazen sitzen. Solange und man möchte!
Irgendwann ist die Woche vorbei. Alles fiebert auf den Abpfiff hin, am letzten Abend gibt es Kaffee und Kuchen im Speisesaal. Die Stimmung explodiert und man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Aus! Alle sind glücklich und garantiert geht es noch weiteren Teilnehmenden wie mir. „Nie wieder mache ich bei so einer Tortur mit!“ schwöre ich mir hinterher. Und natürlich wird dieser Vorsatz nur bis zum nächsten Sesshin halten.