Die letzte Reiseetappe von Sante Fe nach Death Valley ist von Unwetter geprägt. Mitte Oktober ist es teilweise nicht mehr ganz so freundlich im Südwesten. Zum Glück habe ich die Wettervorhersagen für die nächsten Orte angesehen, bevor ich Zimmer gbucht habe. Für den Grand Canyon und Flagstaff sind Gewitter vorhergesagt, im Sequoia National Park regnet es und ist nachts frostig. Bleibt nur Death Valley, was ich mit Yosemite verbinden werde. Und das heisst eine Übernachtung in Vegas. Die Fahrt an einem trübem Freitag ist dann lang, 9:30 Stunden laut Google Maps, welche sich mit etlichen Pausen auf 12 Stunden dehnen.
In Arizona regnet es. Kaum zu fassen, das ist doch ein Wüstenstaat. Aber so ist es: man sieht aus der Entfernung die Stellen, an denen der Regen herunterprasselt. Und das ist im Unterschied zum kalifornischen Sommerregen richtig viel Wasser von oben und unten inklusive Aquaplaning.
Zwischenstopp bei Starbucks in Flagstaff, nochmal vor Las Vegas tanken und abends kurz vor 9 bin ich im Hostel in der Fremont Rd. Auch hier: Platzregen, richtig heftig. Der Pool des Hostels bleibt ungenutzt.
Am nächsten Morgen habe ich zum ersten Mal ein freundliches Erlebnis mit und in Las Vegas: die Ecke hier hat was. Zwar gehen beim Betrachen der Leute auf der Straße alle meine Warnglocken auf knallrot, ein paar Blocks weiter runter ist dann aber das durchsanierte Downtown und Künstlerviertel. Hier oben an der 14ten ist der Charme morbider: reihenweise zugenagelte Hotels. Dazwischen ärmerer Wohnhäuser und einige bunte, sehr teuer aussehende Neubauten. Gentrifizierung verläuft hier bisher kleinteilig pro Block, nicht per komplettem Stadtviertel. Nach dem obligatorischen Stopp bei Trader Joe’s und Proviantkauf breche ich in Richtung Death Valley auf.
An der Area 51 (keine UFOs weit und breit) tanke ich nochmal voll, denn in Arches hatte ich mit Matt ein Paranoia-Erlebnis. Ohne Sprit durch die Wüste zu cruisen und dann geht die Warnleuchte für Benzinnotstand an – das möchte ich mir dieses Mal ersparen. Mit $2.99 für die Galone zwar nicht billig, aber ich habe hier im Nirgendwo höhere Preise erwartet (in Death Valley kostet der Sprit dann deutlich mehr). Am vorherigen Tag hatte ich noch die günstigsten Spritpreise des kompletten Trips – $2.09. Only in Espanola, New Mexico!
Death Valley ist mit Flash Floods durchnässt. „Pfütze“ trifft den Sachbestand nicht, das sind eher mittelkleine Seen auf der Fahrbahn. Alle Seitenstraßen im Park sind daher auch gesperrt. Na gut, so lange ich Badwater sehen kann. Salzkrusten am tiefsten Punkt Nordamerikas. Beim letzten Besuch hier bin ich durch den Park gefahren, dieses Mal campe ich. Und das beste: es gibt hier gratis Campingplätze. Ich entscheide mich für Emigrant, denn laut der Dame vom Visitor Center ist die Zufahrt zu Thorndike verschlammt. Um 18:30 Uhr ist es stockduster, das wird eine lange Nacht. Der Hippie nebenan trommelt noch auf seiner Djembe, ab und zu sehe ich sein Feuerzeug aufleuchten. Ich meditiere noch eine Weile auf einem einsamen Felsbrocken. Es fängt nachts richtig heftig zu regnen an und es prasselt und trommelt auf dem Autodach. Ich bin froh nicht in einem Zelt zu schlafen.
Der nächste Morgen ist grau und die Fahrt aus dem Valley lang. Die Benzinpreise hier sind noch höher und schrauben sich von $3.49 zu $4.79 hoch. In Gedanken notieren: in Nevada volltanken! Die Tankquittung von der Area 51-Tanke behalte ich als Andenken.
Und ich blicke hier auf schneebedeckte Berge. Dann die unangenehme Überraschung: der Pass zu Yosemite ist gesperrt. Darauf erstmal einen Italian Roast mit Refill bei Starbucks in Bishop. Im Cafe sitzen. Schreiben. Das war es dann mit dem schönen Plan. Yosemite fällt dieses Mal aus!
Ich wandere stattdessen einfach eine Weile um den Mono Lake bei diesem grieseligen Wetter. Und dann sitze ich schon wieder im Auto. Der Pass im Stanislaus National Forest ist großartig, ich halte kurz am Bergbach im Tal. Das Wetter auf der anderen Seite der Berge ist dann kalifornisch warm. Sonnenschein und gelbe Wiesen.
In Modesto angekommen, checke ich mehr oder weniger durch Zufall im El Capitain Hotel ein. Cheap! $51 inklusive Steuern. Motels in umliegenden Ortschaften waren teils deutlich teurer. Und es gibt HBO Kabelfernsehen auf altem Röhren-TV. Genau das Richtige nach so viel Fahrerei. Es ist Sonntag abend – volles Programm und ich geniesse meinen vorletzten Abend vor Abflug mit den Serien The Walking Dead, The Leftovers und Comic Book Men.
Am nächsten Morgen gebe ich den Mietwagen in San Francisco ab. Tachostand: 6023 Meilen. Das war ein ganz schön langer Roadtrip in den letzten 5 Wochen.
Nachtrag: Die Überschwemmungen in Death Valley waren selten und haben im Folgejahr für ein Erblühen des Tals gesorgt. Das Valley blühte auf und der New Yorker hat eine ganz großartige, sehr umfassende Reportage darüber abgedruckt:
Because of the rain, Death Valley experienced what came to be called the Superbloom: cascades of wildflowers across thousands of acres.
Der Artikel ist eine schöne Reiselektüre, wenn man einen Besuch in Death Valley einplant.